In regelmäßigen Abständen stellen wir euch unsere Bündnispartner*innen vor, damit ihr ein besseres Gefühl dafür bekommt, was die einzelnen Instutionen und Träger*innen so tun und warum sie Mitglied im Bündnis für Alleinerziehende sind! Heute stellen wir euch die Ev. Familien-Bildungsstätte vor. Viel Spaß beim Lesen!
Was genau ist die Aufgabe der Ev. Familien-Bildungsstätte und wie wird das umgesetzt?
Zweck der Ev. Familien-Bildungsstätte ist die Bildungsarbeit für Menschen in allen Formen des Zusammenlebens. Wir unterstützen Menschen aller Altersstufen darin, Fähigkeiten und Begabungen zu entdecken, Fertigkeiten zu erlernen, die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu erkunden und persönliche Wege der Lebensgestaltung und Alltagsbewältigung zu finden. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf Eltern, denen wir ermöglichen möchten, im Dialog mit uns und mit anderen Teilnehmenden ihre Erziehungskompetenzen zu erweitern.
Um diese Ziele zu erreichen, bieten wir verschiedene Kurse und Veranstaltungen an, zum Beispiel Eltern-Kind-Gruppen für Babys und Kleinkinder mit ihren Eltern, ein Offenes Elterncafé, Führungen in öffentlichen Einrichtungen und Kreativkurse für Kinder und Eltern, naturpädagogische Angebote, aber auch Vorträge und Gesprächsgruppen bis hin zu Trauerbegleitung.
Zusätzlich arbeiten wir projektbezogen außerhalb unserer Einrichtung und vermitteln zum Beispiel über unser Projekt „wellcome“ Ehrenamtliche an Familien mit Babys, die sich Unterstützung wünschen.
Ein weiteres unserer Projekte ist „Willkommen Baby“, in dessen Rahmen wir Eltern von Säuglingen persönliche Informationsgespräche anbieten. Als aufsuchendes Angebot kommen Fachkräfte zu den Familien nach Hause und bringen einen umfangreichen Ordner mit Informationen zu Freizeit-, Beratungs- und Unterstützungs-Angeboten in Göttingen und im jeweiligen Stadtteil mit. Außerdem gibt es Infos zur kindlichen Entwicklung und zur Gesundheitsvorsorge sowie ein kleines Geschenk für das Baby. Dieses familienfreundliche und niedrigschwellige Angebot wird in Kooperation mit der Stadt Göttingen in den Ortsteilen Geismar, Grone und Weende sowie in den Bezirken Nordstadt, Südstadt und Weststadt angeboten. Eine Ausweitung auf die übrigen Göttinger Stadtteile ist geplant und liegt uns sehr am Herzen.
An welchen Stellen ist die Arbeit der Ev. Familien-Bildungsstätte besonders wichtig/hilfreich für Alleinerziehende?
Alleinerziehende und ihre Kinder sind selbstverständlich bei allen unseren Angeboten, die für sie interessant sind, sehr willkommen. Darüber hinaus bieten wir Veranstaltungen an, die ausschließlich auf Ein-Eltern-Familien und ihre Bedarfe ausgerichtet sind. Dazu gehören regelmäßige Alleinerziehenden-Treffen, die an ein bis zwei Sonntagen im Monat nachmittags bei uns stattfinden, und eine Wochenendfreizeit, die wir im Herbst anbieten.
Auch bei unserer Projektarbeit haben wir Ein-Eltern-Familien im Blick. So kann die Unterstützung durch „wellcome“-Ehrenamtliche für Alleinerziehende mit sehr kleinen Kindern eine wichtige Entlastung sein. Und im Rahmen unserer „Willkommen Baby“-Besuche halten wir spezifische Informationen für Alleinerziehende bereit.
Warum ist es wichtig für Sie, bzw. Ev. Familien-Bildungsstätte, Partner*in im Bündnis für Alleinerziehende zu sein?
Unsere Arbeit orientiert sich an den Bedürfnissen von Menschen in ihren unterschiedlichen Lebensphasen, Lebensformen und Lebenssituationen. Deshalb ist es uns ein wichtiges Anliegen, gemeinsam mit anderen Einrichtungen für die Verbesserung der Lebenssituation von Ein-Eltern-Familien einzutreten. Die Vernetzung und der kontinuierliche Austausch innerhalb des „Bündnis für Alleinerziehende“ ermöglichen es uns außerdem, aktuelle Informationen an Betroffene weiterzugeben, Bedarfe zu ermitteln und Kooperationen für zielgenaue Angebote einzugehen.
Worin, denken Sie, liegt die größte Herausforderung von Alleinerziehenden, um ihren Alltag gut bestreiten zu können?
Alleinerziehende müssen den Alltag mit Kind(ern) ohne die praktische und emotionale Unterstützung eines Partners oder einer Partnerin bewältigen. Rund um die Uhr allein für ein Kind oder mehrere Kinder die Verantwortung zu tragen, das Familienleben zu organisieren und für ein Auskommen zu sorgen, ist eine große Herausforderung. Dazu kommt in vielen Fällen eine prekäre wirtschaftliche Situation. Die gegenwärtige Krise der öffentlichen Kinderbetreuung erschwert den Alltag Alleinerziehender noch zusätzlich.
Und worin liegt die größte Herausforderung in ihrer Arbeit?
Uns liegt es am Herzen, Angebotsformate zu entwickeln, die von Alleinerziehenden wahrgenommen werden. Wir möchten den Austausch der Betroffenen untereinander ermöglichen und Impulse geben, die für den Alltag von Ein-Eltern-Familien hilfreich sein können.
Herausforderungen für uns sind dabei vor allem die Re-Finanzierung kostenreduzierter Angebote für Ein-Eltern-Familien sowie die personelle Abdeckung von Angeboten, die für die die Zielgruppe sinnvoll sind. Denn es ist zu beachten, dass Alleinerziehende oft zeitlich sehr stark eingebunden sind und beispielsweise wegen mangelnder häuslicher Kinderbetreuung nicht an abendlichen Angeboten für Erwachsene teilnehmen können. Auch Erschöpfung spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle und kann die Beteiligung an außerhäuslichen Aktivitäten einschränken. Für unsere regelmäßigen Alleinerziehenden-Treffen haben wir daher den Sonntagnachmittag gewählt, weil dieser meist frei von anderen Verpflichtungen ist. Das Treffen wird von den Teilnehmenden als Freizeitangebot wahrgenommen, das dem Knüpfen und der Pflege von Kontakten, aber auch der Entspannung dient. Für die Kinder gibt es in einem zweiten Raum eigene Angebote. Hier können auch sie Kontakte knüpfen und sich in der Gruppe wahrnehmen. Die Teilnahme ist für Kinder und Erwachsene gebührenfrei. Für unsere Wochenendfreizeit im Herbst, für die es noch einige wenige freie Plätze gibt, ist ein großer Zeitaufwand eingegangen worden, um durch verschiedene Antragstellungen die Teilnahmegebühr gering halten zu können.
Foto: Ev. Familien-Bildungsstätte, vorne von links nach rechts Conni Regner (Kursleiterin der Alleinerziehenden-Treffen und der Wochenend-Freizeit im Oktober) und Birgit Ohlsen (pädagogische Mitarbeiterin der EFB und Koordinatorin des Projekts Willkommen Baby), hinten von links nach rechts Meike König (stellvertretende Leitung der EFB und Koordinatorin des Projekts wellcome für die Stadt Göttingen) und Elke Drebing (Leitung der EFB)